Unsere Rohstoffe sind knapp. Und die Baubranche gehört zu jenen, in denen die meisten Ressourcen verbraucht werden. Aus diesem Grund sind wir schon lange auf der Suche nach Möglichkeiten, auf nachhaltige Weise neuen Wohnraum zu schaffen. Bestandsgebäude zu sanieren, anstatt Neubauten zu planen, gehört sicherlich zu den effektivsten Maßnahmen – bevor wir Flächen versiegeln, sollten wir dem Leerstand in unserem Land entgegenwirken. Wenn wir unseren Umgang mit Ressourcen grundlegend verändern wollen, dann sollten wir aber nicht nur auf das Material schauen, mit dem wir bauen, sondern sollten auch jenes berücksichtigen, das bereits in Form von Gebäuden auf bebauten Flächen steht. Urban-Mining-Design bedeutet, die in Gebäuden vorhandenen Rohstoffe zu betrachten, nach Möglichkeit wiederzuverwenden oder zu recyceln – und auch, Immobilien so zu planen, dass der Wert des eingesetzten Materials erhalten bleibt und gegebenenfalls wiederverwendet werden kann.
Sanierung muss nicht teurer sein als Neubau
Ein wichtiger Aspekt, der in der Diskussion um Urban-Mining-Design nach wie vor berücksichtigt werden muss, ist die Wirtschaftlichkeit. Zu häufig wurden in den vergangenen Jahrzehnten alte Immobilien abgerissen mit dem Argument, eine Sanierung lohne sich nicht und sei teurer als ein Neubau. Dieses Argument sollte heutzutage aus dem Weg geräumt werden – wenn notwendig mit passenden Förderprogrammen, die Gebäudeeigentümer dabei unterstützen, ihre Immobilie zu sanieren. Doch diese Zuschüsse sind gar nicht in allen Fällen notwendig, denn auch die Architektur ist heutzutage auf einem anderen Stand als vor zehn bis zwanzig Jahren. Häufig lässt sich aus architektonischer und bauplanerischer Sicht ein Kompromiss finden zwischen Abriss und Neubau, bei dem altes Baumaterial zu neuen Zwecken eingesetzt werden kann.
Modulare Bauweise ermöglicht Umnutzung
Und wenn nun doch neu gebaut wird – durch welche Parameter zeichnet sich Urban-Mining-Design aus? Es seien ein paar Aspekte beispielhaft genannt:
Die Planung des Bauvorhabens sollte durch einen Architekten erfolgen, der sich mit Urban-Mining-gerechtem Bauen befasst hat. Es sollte nach Möglichkeit auf einer bereits genutzten Fläche gebaut werden anstatt in einem Neubaugebiet. Aufgeständerte Immobilien sind ökologischer als Häuser, die in den Boden gesenkt sind, da der Boden als biologisches Gut erhalten bleibt, der Niederschlag versickern kann und die Lebewesen im Boden geschont werden. Die Bauweise eines Urban-Mining-Design-Gebäudes zeichnet sich durch eine einfache Gebäudeform aus, die durch zuschaltbare Pufferräume, beispielsweise verglaste Balkone oder Wintergärten, ergänzt wird. Das zusätzliche Raumangebot für die Übergangsjahreszeit ermöglicht eine Kostenersparnis. Standard-Bauvorhaben hingegen haben meist eine vielgestaltige Bauform mit vielen festen Vor- und Rücksprüngen. Im Sinne des Urban-Mining-Designs wäre zudem ein wiederkehrendes modulares Prinzip, das es ermöglicht, Kosten zu sparen und das Gebäude in Zukunft bei Bedarf auch zu anderen Zwecken zu nutzen.