Nachhaltig­keits­aspekte, die noch zu wenig berücksichtigt werden

In der heutigen Projektentwicklung sind Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu zentralen Themen geworden. Bei vielen modernen Bauprojekten wird großer Wert auf Energieeffizienz und den Einsatz von Smart-Building-Technologien gelegt. Diese Aspekte sind in den meisten nachhaltigen Projekten bereits gut integriert und tragen wesentlich zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Verbesserung des Gebäudemanagements bei. Dennoch gibt es weitere wichtige Nachhaltigkeitsaspekte, die in meinen Augen oft zu wenig berücksichtigt werden. Im Folgenden werden einige dieser vernachlässigten Bereiche näher beleuchtet.

Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden

Ein umfassender Nachhaltigkeitsansatz sollte den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigen – von der Materialgewinnung über die Bauphase, Nutzung, Renovierung bis hin zum Rückbau und Recycling. Derzeit fehlt es jedoch häufig an langfristigen Strategien für die Wiederverwendung und das Recycling von Baumaterialien. Auch die Vermeidung von Abriss durch modulare Bauweisen, die den Ersatz ausgedienter Gebäudeteile erlauben, finden noch zu wenig Beachtung. Eine sorgfältige Lebenszyklusbetrachtung kann daher dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und die Umweltauswirkungen eines Gebäudes signifikant zu reduzieren.

Nutzung regenerativer Materialien

Obwohl nachhaltige Materialien zunehmend in den Fokus rücken, bleibt ihr Einsatz in der Bauindustrie begrenzt. Regenerative Materialien wie recycelter Beton, nachhaltiges Holz und innovative Naturfasern bieten erhebliche ökologische Vorteile, die bei hinreichender Expertise und entsprechendem Einsatz auch im Betrieb Energie einsparen können, die jedoch noch nicht ausreichend genutzt werden. Der verstärkte Einsatz solcher Materialien kann den ökologischen Fußabdruck von Entwicklungsprojekten deutlich verringern.

Wasserverbrauch und -management

Der Wasserverbrauch und das Wassermanagement sind oft unterbewertete Aspekte der Nachhaltigkeit. Zwar wird oft der Wasserverbrauch bei Smart-Building- und -Metering Technologien erfasst und intelligent gesteuert, aber Technologien zur Regenwassernutzung, Grauwasserrecycling und effiziente Bewässerungssysteme kommen oft zu kurz bei Entwicklungsprojekten. Würde man diese Ansätze flächendeckender zum Einsatz bringen, könnte man den Wasserverbrauch noch weiter reduzieren. Ein bewusster Umgang mit Wasserressourcen ist nämlich entscheidend für die langfristige Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung und kann die Gebäudequalität aus Investorensicht verbessern.

Soziale Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit sollte nicht nur ökologische, sondern auch soziale Dimensionen umfassen. Aspekte wie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, inklusiven und barrierefreien Lebensräumen sowie die Förderung von Gemeinschaftsstrukturen werden teilweise vernachlässigt. Eine stärkere Berücksichtigung sozialer Nachhaltigkeit kann zur Schaffung lebenswerter und gerechter Wohnräume beitragen und das Image der Immobilienbranche deutlich aufwerten.

Biodiversität und Grüne Infrastruktur

Die großflächige Integration von grüner Infrastruktur, wie Dach- und Fassadenbegrünungen sowie urbanen Gärten, ist in vielen Bauprojekten noch selten. Meist werden grüne Dachterrassen für das Wohlbefinden der Mieter umgesetzt, aber gerade ambitionierte Fassadenbegrüngen in großem Stil bilden doch eher die Ausnahme. Solche Maßnahmen tragen nicht nur zur Verbesserung des Mikroklimas und der Artenvielfalt bei, sondern erhöhen auch zusätzlich die Lebensqualität der Bewohner. Die Förderung der Biodiversität sollte daher ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Baukonzepte sein.

Resilienz gegenüber Klimawandel

Last but not least kommt ein Punkt, der selten Anwendung bei Projektentwicklungen findet: Die langfristige Anpassung von Gebäuden an die Folgen des Klimawandels ist essenziell für ihre langfristige Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Extreme Wetterereignisse, Hitzeinseln und steigende Meeresspiegel stellen zunehmende Herausforderungen dar. Dennoch fehlt es oft an weit vorausschauenden Planungen, die solche Risiken berücksichtigen. Eine resiliente Bauweise kann dazu beitragen, Gebäude und ihre Bewohner besser vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.

Fazit

Während Energieeffizienz und Digitalisierung in vielen nachhaltigen Projekten bereits gut umgesetzt werden, gibt es noch erhebliche Defizite in anderen wichtigen Bereichen. Eine umfassende Lebenszyklusbetrachtung, der Einsatz regenerativer Materialien, ein bewusster Umgang mit Wasser, die Förderung sozialer Nachhaltigkeit, die Integration grüner Infrastruktur und die Resilienz gegenüber dem Klimawandel sind entscheidende Faktoren, die stärker berücksichtigt werden müssen. Durch die ganzheitliche Integration dieser Aspekte kann das Projektentwicklersegment zusammen mit der Bauindustrie einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.