Wer Immobilien entwickelt, sollte sich beim Bau oder Kauf von Gebäuden über diesen Aspekt bewusst sein: Der Wert eines Gebäudes bemisst sich heute stark daran, wie nachhaltig es gebaut ist. Nicht nur Investoren achten beim Kauf einer Immobilie auf Nachhaltigkeitsaspekte. Die EU treibt den „Green Deal“ voran und Investoren bevorzugen inzwischen nachhaltige Fonds, die Artikel 8 oder 9 der Publizitätsverordnung erfüllen. Auch private Käufer sind sich der Bedeutung von Nachhaltigkeitsratings inzwischen bewusst. Entsprechend wächst die Bedeutung von Nachweisen, die die Umweltfreundlichkeit eines Gebäudes bestätigen.
Für den deutschen Immobilienmarkt sind vor allem die Zertifizierungssysteme LEED, BREEAM und DGNB relevant. Sie bewerten Gebäude nach verschiedenen Kriterien und deklarieren sie gegebenenfalls als „grün“. Wer sich beim Kauf einer Immobilie an Nachhaltigkeitslabels orientiert, sollte jedoch beachten, dass diese unterschiedliche Anforderungen stellen. Will man den Wert von Immobilien in verschiedenen Ländern vergleichen, wird es noch schwieriger. Baustandards können international stark variieren und ein Gebäude, das in einem Land eine hohe Bewertung erhält, kann in Deutschland nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen.
Dennoch unterstreicht ein Siegel den Anspruch des Projektentwicklers, nachhaltig zu handeln. Ein gutes Zeichen ist auch, wenn ein Gebäude Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, die bislang im öffentlichen Bewusstsein kaum wahrgenommen werden. Dazu gehört zum Beispiel der Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit – dazu zählt zum Beispiel die Barrierefreiheit einer Wohnimmobilie.
Immobilien mit Energieeffizienzklasse A und B sind preisstabil
Wie stark sich die Nachhaltigkeit einer Immobilie auf deren Wert auswirkt, zeigt eine Auswertung des Immobilienportals Immoscout24. Die Ergebnisse: Immobilien der Energieeffizienzklassen A und B sind preisstabil und verzeichnen einen leichten Preisanstieg. Im vierten Quartal 2023 stieg der durchschnittliche Angebotspreis im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent oder 106 Euro auf 4.958 Euro pro Quadratmeter. Im gleichen Zeitraum sind die Preise für Immobilien der Klassen C und D um durchschnittlich 335 Euro pro Quadratmeter gesunken. In den Klassen E bis H sanken die Angebotspreise im Jahresvergleich um 292 Euro. Demnach verzeichnen Immobilien der Energieeffizienzklasse C und schlechter einen durchschnittlichen Preisrückgang von rund 7 Prozent.
Der Sanierungsbedarf in Deutschland ist nach wie vor hoch. Ein Blick auf die Energieeffizienzklassen der auf ImmoScout24 angebotenen Immobilien im vierten Quartal 2023 zeigt, dass 21 Prozent der Objekte die Klassen A oder B aufweisen und damit einem guten bis sehr guten energetischen Standard entsprechen. Die mittleren Energieeffizienzklassen C und D machen 37 Prozent des Immobilienangebots aus. In die Klassen E bis H fallen 42 Prozent der Immobilien. Die Zahl der Sanierungen ist weiter rückläufig. Nachdem die Anzahl energetisch sanierter Objekte auf ImmoScout24 im ersten Quartal 2019 ihren Höhepunkt erreicht hatte, ist sie im zweiten Quartal 2023 bereits um 21 Prozent gesunken und liegt im vierten Quartal sogar 33 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Sanierung alter Bestandsgebäude kann sich rentieren
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Immobilien mit einer niedrigeren Energieeffizienzklasse grundsätzlich nicht interessant sind. Sind sie zu einem guten Preis auf dem Markt, kann es sich durchaus lohnen, in Sanierungsmaßnahmen zu investieren und so den Wert langfristig zu erhalten oder sogar zu steigern. Zuvor sollten die Kosten der notwendigen Maßnahmen geprüft und ein Sanierungsfahrplan – unter Berücksichtigung möglicher Förderungen und Einsparpotenziale – erstellt werden.