Wie sich Immobilien klimafreundlich positionieren lassen
Die CO2-Emissionen müssen gesenkt werden – das gilt nicht nur für einzelne Länder, sondern weltweit. Und wir wissen es nicht erst seit gestern: Auf der UN-Klimakonferenz in Ägypten im November 2022 wurde noch einmal deutlich, wie sehr sich die Klimakrise inzwischen verschärft hat und dass sich die Dinge dringend ändern müssen. Das gilt auch für den Gebäudesektor und für die Immobilienwirtschaft.
Jüngste Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) zeigen, dass die Emissionen von Treibhausgasen im Jahr 2022 nur leicht um 1,9 Prozent zurückgegangen sind – insbesondere der Gebäudesektor hat, ebenso wie der Bereich Verkehr, seine Klimaziele verfehlt.
Insgesamt sind wir von den selbst gesetzten Zielen noch weit entfernt: Nach Angaben des UBA konnte Deutschland seinen CO2-Ausstoß seit 1990 um 40,4 Prozent senken. Bis 2030 sollen die Emissionen jedoch um mindestens 65 Prozent reduziert werden, bis 2045 will Deutschland sogar klimaneutral sein – so ist es im Klimaschutzgesetz vereinbart.
Nachhaltigkeit lässt sich verkaufen
Glücklicherweise sind Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Emissionswerten nicht nur aufwendig und teuer, sondern sie können auch als Verkaufsfaktor fungieren. Klimaneutralität ist notwendig und auch im Trend. Viele Unternehmen legen daher Wert darauf, sich klimafreundlich zu positionieren. Solche Firmen werden beispielsweise, wenn sie neue Büroräume anmieten wollen, besonders auf die Energieeffizienz der Räumlichkeiten achten und sich die gesamte Klimabilanz des Gebäudes nachweisen lassen.
Dabei sollte nicht nur der Bau der Immobilie, sondern deren gesamter Lebenszyklus betrachtet werden. Wie viele Emissionen ein Gebäude verursacht, hängt maßgeblich auch von der Nutzung – und den Nutzern – ab. Schließlich werden bei einem Abriss wieder große Mengen an CO2 frei, weshalb dieser so weit wie möglich hinausgezögert werden muss. Oder anders gesagt: Gebäude, vor allem Neubauten, müssen, um möglichst klimafreundlich zu sein, möglichst lange erhalten bleiben.
Auch die Digitalisierung löst nicht alle Probleme
Immer häufiger setzen Entwickler schon bei der Errichtung eines neuen Gebäudes auf eine hoch technologisierte Ausstattung. So sollen die verursachten Emissionen messbar gemacht werden. Doch verstärkt auf Digitalisierung zu setzen, bringt nicht nur Vorteile mit sich. Denn allein durch die Installation von zusätzlicher Technik lassen sich weder Energieverbrauch noch Emissionswerte senken.
Hierbei muss ganzheitlich gedacht und verschiedene Aspekte müssen berücksichtigt werden: Selbst die fortschrittlichsten technischen Geräte verursachen in ihrer Herstellung Emissionen – der Ausstoß von CO2 wird im schlimmsten Fall also nur verlagert. Die moderne Technik geht zudem in der Regel mit einem aufwendigen Einbau einher und sie muss regelmäßig und von eigens geschultem Fachpersonal gewartet werden. Neuere digitale Geräte haben darüber hinaus die Tendenz zu einer vergleichsweise kurzen Lebensdauer und müssen öfter ausgetauscht werden. Und: Das Messen der eigenen Emissionswerte – ein notwendiger Schritt, um diese überhaupt senken zu können – ist mit einem hohen energetischen Aufwand verbunden. Daher sollten Bauherren und Investoren genau überlegen, welche Ansätze sie zur CO2-Reduzierung verfolgen möchten.
Flexibilität als wichtiger Faktor
Statt ein Gebäude speziell für eine einzige Nutzungsart zu errichten, sollten Entwickler vermehrt auf ein flexibles Nutzungskonzept setzen. Wird das schon in frühen Planungsphasen berücksichtigt, kann eine Immobilie später innerhalb ihres Lebenszyklus mit geringem Aufwand dem jeweils benötigten Nutzungszweck angepasst werden. So lässt sich vermeiden, eine Immobilie unnötig abzureißen und an derselben Stelle eine neue hochzuziehen, nur weil beispielsweise Wohnraum statt Bürofläche gebraucht wird. In diesem Konzept der Nutzungsneutralität steckt ein enormes Nachhaltigkeitspotenzial für den Gebäudesektor.
Neue Technologien sollten hingegen immer wieder hinsichtlich ihres spür- und messbaren Nutzens überprüft werden. Unter Umständen reicht für einzelne Gebäude eine sehr minimalistische technische Ausstattung. Denn mit zu komplexer Technik sind schnell die Möglichkeiten zur Umnutzung verbaut – was der kluge Entwickler zwingend vermeiden sollte. Stattdessen gilt es, möglichst vorausschauend zu planen und zu bauen. Wer diese vorausschauende Planung mit der nötigen Flexibilität verbindet, kann Nachhaltigkeit in seinen Immobilien sinnvoll umsetzen.