Die Immobilienbranche arbeitet mit Hochdruck daran, Gebäude nachhaltig zu entwickeln und die Energieversorgung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn über umweltschonende Energiequellen nachgedacht, dann wird eine Energiequelle dabei noch zu wenig berücksichtigt: die Erdwärme – oder fachsprachlich: Geothermie. Dabei sprechen die Fakten dafür, das Potenzial zu nutzen: Auf den ersten 100 Metern unter der Erdoberfläche beträgt die Temperatur konstant zehn Grad. Nach Angaben des Informationsportals Erneuerbare Energien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz steigt die Temperatur um drei Grad pro 100 Meter. Je tiefer man bohrt, desto höher steigt also die Temperatur.
Unterschiedliche Verfahren – je nach Projekt
Wer Geothermie für ein Projekt zur Energiegewinnung nutzen möchte, sollte sich zunächst über die verschiedenen Verfahren informieren. Es wird zwischen der oberflächennahen Geothermie (bis 400 m Tiefe), geothermischen Systemen, die im Untergrund vorhandenes warmes Wasser nutzen (bis ca. 4.500 m Tiefe), und Systemen, die Wärme aus dem tiefen Gestein für die Stromerzeugung nutzen (in Fachkreisen petrothermale Geothermie genannt), welche bis 5.000 Meter Tiefe vordringen, unterschieden. Sollen einzelne Immobilien mit geothermischer Energie versorgt werden, kommt meist die oberflächennahe Variante zum Einsatz.
Geothermie steigert den Wert von Immobilien
Je nachhaltiger eine Immobilie ist, desto höher ist in der Regel auch ihr Wert. Wird Erdwärme zur Wärmeerzeugung genutzt, werden auch die Nachhaltigkeitsstandards der EU-Verordnung erfüllt. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Gebäude autark mit Energie versorgt wird, da es nicht mehr zwingend an das öffentliche Versorgungsnetz angeschlossen werden muss. Der Strom, der notwendig ist, um die Erdwärmepumpe zu betreiben, kann oft zu einem subventionierten Preis bezogen oder im besten Fall Mittels eigenen Solarpanelen erzeugt werden.
Vermieter können höhere Mieten verlangen
Wird Erdwärme genutzt, so sinken für die Nutzer des Gebäudes die Nebenkosten und sie haben die Gewissheit, die Umwelt zu schonen. Gleichzeitig kann der Eigentümer oder Vermieter dafür eine höhere Kaltmiete verlangen, wodurch sich die Investitionskosten langfristig amortisieren. Das ist wichtig zu bedenken, denn die Investitionskosten sind höher als bei herkömmlichen Heizsystemen. Eine Erdwärmepumpe für ein kleines Mehrfamilienhaus kostet im Durchschnitt etwa 12.000 bis 15.000 Euro und es dauert in der Regel etwa sieben bis zehn Jahre, bis sich diese Investition amortisiert hat. Die Investition eignet sich daher eher nicht für Projekte, die kurz nach der Realisierung wieder verkauft werden sollen.
Probebohrungen müssen behördlich genehmigt werden
Um festzustellen, ob ein Standort für die Nutzung von Erdwärme geeignet ist, müssen Probebohrungen durchgeführt werden, bei denen das Temperaturniveau im Untergrund mithilfe eines Response-Tests ermittelt wird. Dieses Verfahren ist kostspielig — schnell werden fünfstellige Beträge für den Investor fällig. Zudem sind Probebohrungen genehmigungspflichtig, da sie sich auf die lokale Tektonik, das Grundwasser oder Nachbarbauten auswirken können. Wer Glück hat, kann prüfen, wie hoch die Chancen sind, dass sich eine Probebohrung lohnt: Wurden in einem Gebiet bereits Probebohrungen durchgeführt oder wird dort gar Geothermie genutzt, so lässt dies gegebenenfalls Rückschlüsse auf die Chancen vor Ort zu.
Geothermie eignet sich vor allem für Neubauprojekte
Geothermie ist eine Technologie, die sich nicht für alle Projekte gleichermaßen eignet: Da Gebäude nur mit großem Aufwand für die Installation einer Wärmepumpe mit Erdwärme als Wärmequelle umgerüstet werden können — beispielsweise muss eine Fußbodenheizung vorhanden sein — kommen vor allem Neubauprojekte in Frage. Die Nutzung von Erdwärme als Energiequelle ist übrigens nicht nur aus ökologischen und ökonomischen Gründen sinnvoll. Für die Gebäudenutzer bietet die Technik auch einen hohen Wohnkomfort: Im Winter wird das Gebäude über eine Fußbodenheizung erwärmt, im Sommer kann das System der Erdwärmepumpe sozusagen „umgedreht“ werden und den Raum kühlen.
Fazit: Geothermie bietet die Möglichkeit, nachhaltige und zukunftsfähige Gebäude zu entwickeln. Die Anfangsinvestitionen sind zwar hoch, aber die Vorteile für die Umwelt überwiegen. Wenn die Möglichkeit besteht, Erdwärme zu nutzen, ist diese Energiequelle wesentlich effizienter als der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Der Wirkungsgrad ist wesentlich höher, was die Energiekosten erheblich senkt.