Ökologisch verantwortungsbewusstes Bauen ist weit mehr als ein aktueller Trend – es ist eine Investition in die Zukunft des Planeten. Herkömmliche Bauweisen bedeuten ein immenses Risiko für Klima und Umwelt – sowohl bei der Errichtung als auch während der Nutzung des Bauwerks. Lesen Sie hier, welche Elemente der Nachhaltigkeit das Haus von morgen ausmachen.
Dass das nachhaltige Bauen durch gesetzliche Vorgaben in naher Zukunft ohnehin kaum mehr vermeidbar ist – auch die Pläne für den privaten und gewerblichen Immobilienmarkt im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung weisen in diese Richtung – soll allerdings nicht der alleinige Grund sein, sich dem ökologisch basierten Bauen zuzuwenden. Im nachhaltigen Bauen liegt Vernunft – und damit auch Zukunftsorientierung, besserer Werterhalt und in der Folge optimale Bedingungen für die Vermarktung von Immobilien.
DAS NACHHALTIGE HAUS – EINE BEGRIFFSBESTIMMUNG
Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Nachhaltigkeit eines Hauses drückt sich durch die Methoden aus, die beim Bau und der Nutzung zur Anwendung kommen. Dazu gehören insbesondere Energieeffizienz, ökologisch vertretbare Baustoffe und der Gesundheitsschutz der Bewohner.
Der Energieeffizienz kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie bestimmt einerseits über die Baustoffe, die bei der Errichtung des Hauses zum Einsatz kommen, und andererseits über die angewandten Technologien und Verfahren, beispielsweise Wärmepumpe oder Photovoltaik-Anlage. Bei ökologisch sinnvoller Gestaltung aller Komponenten entsteht nicht nur ein Niedrigenergie-Gebäude – fast zwangsläufig kommt auf diesem Weg auch ein Bereich für gesundes, von Schadstoffen befreites Wohnen zustande.
CRADLE TO CRADLE: BASISKONZEPT FÜR NACHHALTIGES BAUEN
Das Produktionsprinzip Cradle to Cradle (C2C) vertritt die konsequente Hinwendung zur Kreislaufwirtschaft innerhalb des vorgegebenen Materialkonzepts. Das bedeutet: Die Verwendung biologisch abbaubarer und nachhaltiger Baustoffe sollte am Ende der Nutzungszeit wieder zur vollständigen Rückführung in biologisch abbaubare Rest- und Abfallstoffe führen. Das erlaubt die fast vollständige Wiederverwendung für neu hergestellte nachhaltige Baustoffe auf Recycling-Basis.
C2C geht auf ein Denkmodell des amerikanischen Architekten William McDonough und des deutschen Chemikers Michael Braungart aus den 1990er-Jahren zurück. Detailliertere Ausführungen zur Thematik sind in dem 2002 erschienenen Buch “Cradle to Cradle: Remaking the Way We Make Things” der beiden Vordenker zu finden.
Das Zertifizierungsverfahren beschäftigt sich mit diesen fünf Hauptpunkten:
- Auswirkungen des eingesetzten Materials auf die Gesundheit
- Eignung zur Kreislaufwirtschaft
- Verwendung erneuerbare Energien
- Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser
- Sozialverträgliche Produktionsbedingungen
Ausgehend von diesen Prüfkriterien vergibt das Institut Zertifikate der Ränge Platin, Gold, Silber, Bronze und Basic. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre und muss danach erneuert werden.
CO2-BILANZ ALS ZENTRALER PARAMETER
Auch Gebäude haben einen ökologischen Fußabdruck, und der lässt sich in großen Zügen an der CO2-Bilanz der zum Einsatz kommenden Materialien, Techniken und Verfahren ablesen. Kommen beispielsweise die Baustoffe aus der näheren Umgebung, spart das schon einmal die CO2-Emissionen ein, die durch die Anlieferung verursacht werden.
Natürlich verbessert die Nachhaltigkeit der Baustoffe selbst die CO2-Bilanz noch weiter. Insbesondere der Anteil an Recyclingmaterial bestimmt entscheidend über die Umwelt– und Klimaverträglichkeit des Hauses mit.
Neben der CO2-Bilanz der Baustoffe spielen allerdings auch die Kriterien nach Nutzungsende eine Rolle. Damit die Gesamtbilanz des Gebäudes nicht bei der Sanierung oder nach Nutzungsende schlagartig ins Minus rutscht, ist die biologische Abbaubarkeit der Baustoffe ebenfalls von grundsätzlicher Bedeutung.
ÖKOLOGISCHES BEWUSSTSEIN BEI DER GEBÄUDENUTZUNG
Nachhaltig produzierte und aus der Nähe stammende Baustoffe sind ein wichtiger erster Schritt hin zum nachhaltigen Haus der Zukunft. Eine dauerhaft positive Bilanz lässt sich allerdings erst herstellen, wenn auch die Nutzung des Hauses über die Jahre hinweg keine unnötigen Energieverluste verursacht.
Aus diesem Grund kommt es beim Haus der Zukunft insbesondere auf die Dämmung an – und hier gleich aus zwei Gründen. Zum einen müssen auch die verwendeten Dämmstoffe nachhaltig produziert sein. Zum anderen tragen sie dazu bei, die unerwünschte Energieabstrahlung an die Außenluft zu verhindern und damit den Energiebedarf des Gebäudes dauerhaft zu senken.
BEI DEN DÄMMSTOFFEN LIEGEN NATÜRLICHE MATERIALIEN IM TREND
Es muss nicht immer Styropor sein. Mittlerweile existieren eine Reihe von natürlichen Dämmstoffen mit exzellenter Umweltbilanz, die in ihren Eigenschaften den synthetischen Stoffen in nichts nachstehen.
Gerade natürliche Stoffe wie Holzweichfaser oder Zellulose liefern neben den hohen Dämmwerten zusätzliche Eigenschaften, die synthetische Dämmstoffe oft nicht vorweisen können. Eine Stärke natürlicher Dämmmaterialien ist beispielsweise ihr klimaregulierender Effekt. Sie verhindern zu starkes Aufheizen im Sommer und zu starkes Auskühlen im Winter.
DAS GRÜNE DACH – MEHR ALS NUR EINE HÜBSCHE IDEE
Das Dach zu begrünen und unter Umständen zu bepflanzen hat auf die Klimabilanz des Hauses meist sehr positive Auswirkungen. Gerade im Sommer sorgt ein begrüntes Dach für eine effektive Abwehr von Überhitzung durch direkt auftreffendes Sonnenlicht.
Gleichzeitig sorgt die Begrünung auch für einen effizienten Wasserhaushalt. Begrünte Dächer speichern bis zu 90 Prozent des auftreffenden Regenwassers und geben es dann nach und nach durch Verdunstung wieder an die Umgebung ab. Das führt unter anderem zu einer Entlastung der Kanalisation, beispielsweise nach starken Regenfällen.
Ein begrüntes Dach hat auch Auswirkungen auf die darunter liegenden Innenräume. Die Wasserverdunstung wirkt wie eine Klimaanlage: Im Sommer sorgt sie für Kühlung, im Winter fungiert das Grasdach als Wärmedämmung.
Von vielen unterschätzt: Die Auswirkungen eines begrünten Dachs auf die Luftqualität kann erheblich sein. Die durch das Dach ausgelöste Verdunstung bindet in der Luft befindliche Staubpartikel und Schadstoffe, und das nicht selten für das gesamte Grundstück einschließlich Garten.
NACHHALTIG BAUEN BEDEUTET MINIMALE BODENVERSIEGELUNG
Bereits beim Entwurf lässt sich ein Haus so gestalten, dass die benötigten Bereiche so wenig Grundfläche wie möglich vereinnahmen. Ein flächenmäßig optimiertes Haus erlaubt ausgedehnte Grünflächen rund um das Haus – und das wirkt sich positiv auf das Versickern von Regenwasser aus.
Je weniger Fläche rund um das Haus versiegelt ist, desto mehr Raum gibt es für das Pflanzenwachstum und den Lebensraum für Kleintiere und Insekten. Und so ganz nebenbei wirkt sich ein großzügiger Grüngürtel rund ums Haus auch günstig auf Wohlbefinden und Psyche aus.
DAS HAUS DER ZUKUNFT IST BAUBIOLOGISCH OPTIMIERT
Anders als beim herkömmlichen Bauen, bei dem es vor allem um Effektivität, Funktionalität und nicht selten um Prestige geht, bedeutet nachhaltiges Bauen insbesondere, eine ganzheitliche Beziehung zwischen Mensch und bebautem Raum herzustellen. Das Ziel ist die Schaffung eines gesunden und naturnahen Umfelds.
Es geht darum, einen synergetischen Wert höherer Ordnung zu schaffen: einen gesunden und angenehmen Lebensbereich für den wohnenden Menschen auf der einen Seite und die minimale Beeinträchtigung von Natur, Umwelt und Klima auf der anderen Seite. Das Haus der Zukunft soll beiden Anforderungen in gleichem Maße gerecht werden.