Wenn es darum geht, die Baubranche zum Schutz der Umwelt auf den neuesten Stand zu bringen, dann wird viel darüber diskutiert, nachhaltige Materialien einzusetzen. Das Thema Recycling wird in der Diskussion um Nachhaltigkeit nach wie vor zu wenig beachtet.
Das ist schade, denn wir können beim Bau neuer Gebäude am meisten Co2 einsparen, wenn wir gar nicht erst neue Materialien herstellen müssen und stattdessen alte wiederverwenden könnten. Und mit einem Material sollten sich Projektplaner in Zukunft besonders intensiv auseinandersetzen: Recyclingbeton.
Von Recyclingbeton spricht man, wenn gebrochener Naturstein oder auf natürliche Weise entstandener Kies durch Gestein ersetzt wird, das wiederverwertet wird – entweder zum Teil oder auch ganz. Das wiederverwertete Gestein kann aus altem Beton, einer bereits verwendeten Gesteinskörnung oder auch aus Hochbausplitt bestehen.
Nur 0,6 Millionen Beton werden pro Jahr in Deutschland wiederverwendet
Jedes Jahr fallen in Deutschland etwa 60 Millionen Tonnen recycelter Bauschutt an, wenn Gebäude abgerissen oder auch umgebaut werden. Dabei überraschend: Nur 0,6 Millionen Tonnen davon werden beim Bau neuer Gebäude eingesetzt. Dabei entstehen bei der Herstellung von Beton rund acht Prozent der globalen Co2-Emissionen. Der Grund: Zement ist ein Hauptbestandteil von Beton, und bei der Herstellung einer Tonne Zement werden etwa 600 Kilogramm Co2 verbraucht.
Ein Hemmnis, das der Verwendung von mehr recyceltem Beton im Wege steht, sind Vorgaben beim Bau. Für den Einsatz von Recyclingbeton gibt es in Deutschland strenge Regeln. So müssen die Gesteinskörnungen einer bestimmten Ökonorm entsprechen, nicht alle Betonsorten dürfen auf diese Art und Weise hergestellt und nicht in allen Bereichen eingesetzt werden. Infolgedessen wird Recyclingbeton nach wie vor oft noch als nicht so qualitätsvoll angesehen und dementsprechend für nicht so hochwertige Projekte verwendet – das Material hat ein viel schlechteres Image, als es verdient.
Beton sollte nach der Qualität und nicht nach der Herkunft bewertet werden
Betrachtet man die Baubranche in anderen Ländern, so stellt man fest, dass sie Recyclingbeton viel mutiger eingesetzt und dabei gute Erfahrungen gemacht haben. In der Schweiz etwa wird beim Bau von Häusern nicht nach der Herkunft des Betons unterschieden, sondern nach seiner Qualität – eine sinnvolle Kategorisierung, wenn es um den Bau von Gebäuden geht.
Das Land spart beim Einsatz von Recyclingbeton nicht nur Co2, dass beim Transport natürlicher Baustoffe verschwendet wird, sondern auch natürliche Baustoffe. Zwar gibt es davon nach wie vor genügend – wir sollten jedoch schon allein aus Gründen der Nachhaltigkeit und auch aufgrund der großen Nachfrage nicht verschwenderisch umgehen.
Wir brauchen sinnvolle Vorgaben und Qualitätsstandards für Recyclingbeton
Bauherren werden jedoch nur auf Recyclingbeton zurückgreifen, wenn es einheitliche Vorgaben und Qualitätsstandards gibt, die den Bezug einfacher gestalten. Firmen, die Bauabfälle recyceln, benötigen zudem genügend Flächen, um Recyclingbeton in genügend Mengen herzustellen – das sind Vorgänge, die in Deutschland gefördert werden sollten. Und es sollte bundesweit gültige Vorgaben geben, nach denen alter Bauschutt, wenn möglich, wieder verwendet werden muss, insbesondere im öffentlich geförderten Bau.
Wenn es um die Wiederverwendung anderer Stoffe wie beispielsweise Glas oder Papier geht, so gibt es vonseiten der Politik bereits klare und einheitliche Vorgaben. Es ist nun an der Zeit, auf Grundlage des baulich Möglichen solche Vorgaben auch für Beton zu machen – denn immerhin sind in Deutschland etwa 26 Milliarden Tonnen mineralische Materialien verbaut. Wer neu baut, sollte dazu verpflichtet werden, in allen Bereichen, in denen das technisch möglich ist, recycelten Beton zu verwenden. Denn unsere Ressourcen sind beschränkt – wir sollten alles dafür tun, sie zu schonen.